Am 22. Juni hat der Bildungsrat zwei Medienmitteilungen veröffentlicht, von denen sich eine auf die Einführung des zukünftigen Lehrplans, die andere auf die zukünftige Stundentafel der Sekundarschulen bezieht.
Die LVB-Geschäftsleitung hat zu beiden Themen im Zeitraum von Februar bis März 2017 eine Befragung der betroffenen Lehrkräfte durchgeführt:
- Bezüglich Lehrplänen hatte der Bildungsrat zwei Optionen zur Auswahl gestellt: a) Einführung ab 2018/19 auf der Basis eines noch nicht vollständig ausgearbeiteten Lehrplans, der unter Berücksichtigung der ersten Erfahrungen in den darauffolgenden drei Schuljahren komplettiert wird; b) die Einführung eines definitiven Lehrplans ab 2020/21. Eine Mehrheit der Teilnehmenden an der LVB-Befragung sprach sich für die zweite Variante aus, der Bildungsrat hat sich dann jedoch anders entschieden.
- Bezüglich Stundentafeln stand ebenfalls eine Einführung entweder ab 2018/19 oder ab 2020/21 zur Diskussion. Da eine Einführung erst ab 2020/21 eine Verlängerung der Übergangsstundentafel mit ihrem Lektionendeputat von 40 Lehrpersonenlektionen pro Woche und Klasse bedeutet hätte, die definitive Stundentafel dagegen auf einem Lektionendeputat von 42 Lektionen beruht, hätte die Verlängerung der Übergangsstundentafel zu einem weiteren Abbau von Stellen geführt, was der LVB angesichts der ohnehin prekären Stellensituation auf der Sek I nicht hätte (mit-)verantworten wollen. Eine (allerdings nur knappe) Mehrheit der an unserer Befragung Teilnehmenden sprach sich ebenfalls für den früheren Einführungszeitpunkt aus.
Die Kritik an der Ausgestaltung der neuen Stundentafel war jedoch schon bei dieser Befragung gross und konzentrierte sich auf drei Punkte:
- Es wurde mehrheitlich als falsch angesehen, die Naturwissenschaften Biologie, Chemie und Physik über drei Jahre hinweg mit je einer Wochenlektion zu dotieren, eine Konzentration auf einzelne Schuljahre mit entsprechend höherer Dotation pro Woche wurde favorisiert.
- Die Dotation der Fächer Geschichte und Geografie mit je 1.5 Wochenlektionen pro Schuljahr wurde als zu gering angesehen.
- Die Entscheidung, für die Niveaus A, E und P identische Stundentafeln zu beschliessen, fand ebenfalls sehr wenig Zustimmung.
Als der Bildungsrat im Februar dieses Jahres eine Anhörung zur Einführung des Lehrplans und zur Stundentafel durchführte, hat sich der LVB entsprechend geäussert. Auch von den anderen Teilnehmern der Anhörung gab es Kritik an der Stundentafel. So bat beispielsweise auch die AKK den Bildungsrat darum, noch einmal zu prüfen, ob es möglich wäre, eine Lösung zu finden, in der keine Fächer mit weniger als zwei Wochenlektionen dotiert und dafür allenfalls nicht in allen drei Schuljahren der Sek I unterrichtet werden. Die meisten politischen Parteien äusserten ebenfalls Bedenken hinsichtlich eines oder mehrerer der oben genannten Punkte.
Als sich abzeichnete, dass der Bildungsrat dennoch keine Änderungen an der Stundentafel mehr vorzunehmen bereit war, entstand politischer Druck. Pascal Ryf (CVP) brachte im Landrat eine Motion ein, welche verlangt, dass alle Promotionsfächer, welche in einem bestimmten Jahr auf der Sekundarstufe I unterrichtet werden, eine Dotation von mindestens zwei Wochenlektionen erhalten sollen. Das Komitee „Starke Schule beider Basel” lancierte seinerseits eine Volksinitiative, welche explizit verlangt, dass die Fächer Biologie, Chemie, Physik, Geschichte und Geografie in jedem Jahr, in welchem sie an der Sekundarschule I unterrichtet werden, mit mindestens zwei Wochenlektionen dotiert werden.
In der vom LVB als Folge der politischen Entwicklungen zwischen dem 6. und 13. Juni 2017 durchgeführten erneuten Befragung der Lehrpersonen der Sekundarstufe I sprachen sich 82.6% der 190 teilnehmenden Lehrkräfte dafür aus, die Stundentafel im Sinne der Motion Ryf noch einmal zu überarbeiten, lediglich 11.1% waren dagegen (6.3% enthielten sich).
Wie der Bildungsrat in seiner zweiten Medienmitteilung vom 22. Juni 2017 mitteilt, lädt er als Reaktion auf die Vorstösse und Diskussionen des Landrats die Bildungs-, Kultur- und Sportkommission des Landrats (BKSK) zu einer Aussprache ein.
Der LVB hofft weiterhin, dass es gelingt, mit Hilfe dieser Aussprache zu einer Lösung zu gelangen, welche die von Pascal Ryf eingereichte Motion sowie die Initiative des Komitees „Starke Schule Baselland” unnötig macht, und wird sich entsprechend engagieren. Sollte keine Einigung gefunden werden, befürchtet der LVB einerseits einen grossen Schaden für die Sekundarschulen, deren definitive Stundentafel für die nächsten Jahre vorderhand erneut ungewiss bliebe, und andererseits auch einen Vertrauensverlust gegenüber dem Bildungsrat, dessen Fortbestand ihm ein grosses Anliegen ist.