An die Lehrerinnen und Lehrer, die an einer Sekundarschule I unterrichten
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen
Vor zwei Wochen haben wir Sie gebeten, sich an unserer Umfrage zur landrätlichen Motion 2015-075 zu beteiligen, welche Lehrmittelfreiheit auch auf der Sekundarstufe I fordert. Im Anhang finden Sie nun die Auswertung dieser Umfrage.
Die Frage nach der Unterstützung dieser Motion wurde von 72% der Teilnehmenden mit «Ja» beantwortet, 9.8% unterstützen die Motion mit Vorbehalten, 18.2% lehnen sie ab. Die Beteiligung war nicht überwältigend, aber doch ausreichend, um statistisch signifikante Schlüsse aus den Ergebnissen zu ziehen.
Den Hauptgrund für die grosse Unterstützung der Motion sehen wir, nach Auswertung der Kommentare, in der oftmals als schlecht empfundenen Qualität der obligatorischen Lehrmittel. Zwei Lehrpersonen weisen überdies darauf hin, dass manche Lehrmittel insbesondere im Niveau A nicht zu gebrauchen seien. Die Anschaffung obligatorischer Lehrmittel, die mehrheitlich gar nicht verwendet werden, wird überdies als Geldverschwendung kritisiert.
Die Bedenken, die gegen die Motion formuliert wurden, sind die folgenden:
- Es ist nicht klar, wer die Kosten trägt, wenn kein einheitliches Lehrmittel mehr angeschafft wird.
- Es wird als problematisch angesehen, dass Schulwechsel schwieriger werden könnten. Besonders kritisch wird in diesem Zusammenhang eine Freigabe der Lehrmittel in den Fremdsprachen gesehen, da sie dazu führen könnte, dass der gelernte Wortschatz von Klasse zu Klasse unterschiedlich sein würde.
- Es wird darauf hingewiesen, dass Lehrmittelfreiheit und Bildungsharmonisierung nicht zusammenpassen würden.
Grundsätzlich scheint aber auch bei den Gegnern der Lehrmittelfreiheit unumstritten zu sein, dass die Lehrerinnen und Lehrer neben den obligatorischen Lehrmitteln zusätzliche Lehrmittel einsetzen dürfen.
Die LVB-Geschäftsleitung zieht folgende Schlüsse aus der Umfrage:
- Eine grosse Mehrheit der betroffenen LVB-Mitglieder unterstützt die Motion, welche die Lehrmittelfreiheit auch auf Sekundarstufe I fordert. Dies wird daher auch die Grundhaltung der LVB-Geschäftsleitung sein.
- Die finanziellen Konsequenzen müssen klar geregelt werden.
- Es muss sichergestellt werden, dass sich der Unterrichtsinhalt nicht allzu sehr von Klasse zu Klasse unterscheidet. Dies gilt insbesondere für den Wortschatz in den Fremdsprachen. Denkbar wäre z.B., dass sich jede Fachschaft an einer Schule zumindest für jedes Niveau auf ein gemeinsames Lehrmittel einigt. Ähnliche Modelle werden beispielsweise auch an den Berufsschulen der Sek II seit langem erfolgreich angewendet, und auch an den Gymnasien sind einheitliche Lehrmittel pro Fachschaft (mit der Differenzierung Gym/FMS) nicht unüblich.
Wir danken allen, die sich an diese Umfrage beteiligt haben und hoffen, dass auch diejenigen, die sich dieses Mal nicht beteiligt haben, bei zukünftigen Umfragen mithelfen, dass die LVB-Geschäftsleitung die Meinung ihrer Mitglieder fundiert nach aussen vertreten kann. Es ist uns ein zentrales Anliegen, die Sichtweise der Basis immer wieder gezielt einzuholen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre LVB-Geschäftsleitung