LVB-Weihnachtsnewsletter

Geschätzte Mitglieder, liebe Kolleginnen und Kollegen

Im aktuellen „info VOLKSSCHULEN“ ist zu lesen, dass die Büros des Amts für Volksschulen (AVS) vom 21. Dezember bis zum 31. Dezember geschlossen bleiben und erst am 4. Januar wieder öffnen werden. Als Grund dafür wird der geforderte Abbau von Gleitzeit und Ferientagen angegeben.

Wäre es Lehrerinnen und Lehrern ebenfalls möglich, ihre Überzeit auf diese Weise abzubauen – so manches Schulhaus hätte wohl schon vor Beginn der Adventszeit die Türen schliessen müssen. Der von Bildungsdirektorin Monica Gschwind am Freitag verschickte Wunsch nach besinnlichen und erholsamen Weihnachten wird insbesondere für diejenigen unter uns, die über die Festtage ihre im Januar stattfindenden Standortgespräche vorbereiten müssen, nur bedingt in Erfüllung gehen.

Der im gleichen Schreiben als weiterer Wunsch an uns formulierte „tolle Start“ in das neue Jahr könnte der Auftakt zu einem Jahr werden, welches das zu Ende gehende an politischen Tollheiten noch einmal übertreffen wird. Bereits wird in manchen Kreisen laut über eine weitere Pflichtstundenerhöhung und eine erneute Lohnsenkung nachgedacht. Die LVB-Geschäftsleitung unternimmt alles, um für die zu erwartenden harten sozialpartnerschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen gerüstet zu sein. Die Lohnklagen, die aktuell unter unserer Ägide geführt werden, sind dabei nur ein erstes Signal.

Wir müssen aber auch zum wiederholten Male ganz klar festhalten, dass wir bei jeder Aktion – sei es die Demo vom 10. September, die Lohnbeschwerde vom kommenden Januar oder alle weiteren zukünftigen Aktionen – auf die Mithilfe jedes einzelnen Mitglieds angewiesen sind. Die LVB-Geschäftsleitung nimmt ihre Aufgabe, den Kampf gegen immer schlechtere Arbeitsbedingungen zu organisieren, zu planen und anzuführen, sehr ernst, gewinnen können wir jedoch auf Dauer nur dann, wenn Sie mitkämpfen und sich dabei auch von unvermeidlichen Rückschlägen nicht entmutigen lassen. Was vor uns steht, ist kein Sonntagsspaziergang.

Wir sind überzeugt davon, dass viele Landrätinnen und Landräte sehr wohl wissen, dass angesichts der Arbeit, die Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, täglich leisten, weitere Verschlechterungen unserer Arbeitsbedingungen nicht zu rechtfertigen sind. Erst recht nicht, wenn man sich vor Augen führt, dass es in Wahrheit um viel mehr geht als um das eine Lohnprozent, das derzeit zur Debatte steht: Einer Lehrperson, die in den 1980er Jahren angestellt wurde und in den kommenden fünf bis zehn Jahren pensioniert wird, wurden bei ihrem Stellenantritt im Kanton Baselland Leistungen in Aussicht gestellt, die von jenen, die sie im Lauf ihrer Anstellung tatsächlich erhalten hat resp. nach der Pensionierung noch erhalten wird, um einen Betrag unterschritten werden, der in der Grössenordnung von 20% der Lebenslohnsumme, oder, in absoluten Zahlen ausgedrückt, rund einer Million Franken (!) liegt. Im Gegensatz dazu sind in der Schweiz und auch in unserem Kanton die Reallöhne in der grossen Mehrheit aller anderen Branchen in den vergangenen 20 Jahren gestiegen.

Auf welche talentierten und für den Lehrberuf geeigneten jungen Menschen soll angesichts dieser endlos anmutenden Negativspirale eine Anstellung an einer öffentlichen Schule in Zukunft noch attraktiv wirken? Es darf nicht sein, dass potenzielle Junglehrer und -lehrerinnen sich auch aufgrund immer stärker unter Druck geratener Anstellungsverhältnisse gegen diesen Beruf entscheiden. Wenn hier nicht endlich Gegensteuer gegeben wird, entwickelt sich gute Bildung in absehbarer Zeit, wie in den angelsächsischen Ländern beobachtbar, zurück zum Privileg einer schmalen, reichen Oberschicht, die es sich leisten kann, ihre Kinder an eine private Eliteschule zu schicken, welche ihren Lehrkräften angemessene Arbeitsbedingungen bietet.

Ein solches Szenario entspricht mit Sicherheit nicht dem Auftrag, den die Wählerinnen und Wähler unserem Landrat gegeben haben. Sparen an der Bildung – und dazu gehören selbstredend auch die Anstellungsbedingungen der Lehrerinnen und Lehrer an der Unterrichtsfront – hat bei der Stimmbevölkerung noch nie Mehrheiten gefunden. Darauf können und müssen wir aufbauen.

Und damit erlauben auch wir uns, Ihnen frohe Festtage und einen guten Start ins neue Jahr zu wünschen, in welchem wir weiterhin mit vollem Einsatz für Sie tätig sein werden.

Ihre LVB-Geschäftsleitung

Philipp Loretz
Isabella Oser
Roger von Wartburg
Michael Weiss
Gabriele Zückert

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